Dos Dedos de Frente kann man mit „nicht alle Tassen im Schrank“ oder „unterbelichtet“ übersetzen. Dies trifft aber sicherlich weder bei dem Rotwein „Dos Dedos de Frente“ oder aber beim Weinmacher Norrel Robertson zu. Denn Norrel ist ein intelligenter Weinmacher, der sich selbst eben nicht immer so ernst nimmt und dazu herausragende Weine produziert.

Norrel Roberston

Norrel ist Schotte, ein Master of Wine (MW) und ein freier Önologe. Er arbeitet schon seit Jahren in Spanien bei verschiedenen Weingütern als Weinmacher und Berater. Seit geraumer Zeit ist es Norrel leid nur Weine für andere zu produzieren und so gründete er sein eigenes Weinunternehmen mit dem Namen „El Escoces Volante“ (der fliegende Schotte). Hier spielt er auf seine Tätigkeit als freier Önologe für diverse spanische Weingüter an, welche oft so weit auseinander liegen das er häufig das Flugzeug nehmen muss. Man kann Norrel als „Terroirist“ bezeichnen, denn er schafft es bei all seinen Weinen den maximalen Ausdruck der Rebsorte, des Bodens und des Klimas zu unterstreichen.

Norrels Weine

Die Weine Lorca (Bullas), Tesoro de Bullas (Bullas), 3000 Anos (Bullas), El Puno (Calatayud), Manga del Brujo (Calatayud), Papa Luna (Calatayud), La Multa (Terra Alta) und The Cups & Rings (Rias Baixas) sind Projekte die der eine oder andere sicherlich schon probiert oder zumindest gesehen hat. Die internationale Presse war und ist bei Norrels Weinen voll des Lobes und das meiner Meinung nach völlig zu Recht.

Dos Dedos de Frente 2010

Der „Dos Dedos de Frente“ stammt aus dem spanischen Weinbaugebiet Calatayud, dieses liegt im westlichen Teil der spanischen Provinz Saragossa. Die Böden sind hier sehr stark von Kalk, Mergel, Kies und Sandstein geprägt. Die klimatischen Bedingungen kann man als kontinental bezeichnen. Beim Dos Dedos de Frente handelt es sich um eine Cuvée aus Syrah (95%) und Viognier (5%). Die Trauben stammen von sehr alten Reben, die in rund 950 Metern in der Einzellage „Finca del Val“ stehen. Nach der selektiven Handlese in den frühen Morgenstunden wurden die Trauben in kleinen Kisten auf dem schnellsten Weg in die Kellerei gebracht. Dort wurden die Trauben für 48 Stunden bei rund 0 Grad gekühlt und anschließend in Edelstahltanks kühl auf der Maische vergoren, der Tresterhut wurde dabei manuell untergestossen. Die malolaktische Gärung und der weitere Ausbau erfolgte für rund 14 Monate in neuen und alten Barriques aus französischer Eiche.

Die konzentrierte und facettenreiche Nase zeigt Aromen von Cassis, Kirschen, Brombeeren, Rauchfleisch, ein Hauch von Pfirsich, Schokolade, Mokka, Tabak, Bleistift, Pfeffer, Kardamom, Zimt, geröstete Haselnüsse, Orangenzesten und Veilchen. Am Gaumen druckvoll, komplex, fleischig, enorme Fruchtfülle, bei aller Kraft auch sehr elegant, frische und kühle Art, vielschichtig, saftig, tief mineralisch, feinwürzig, viel samtenes Tannin und ein fast endlos langer Nachhall. Das Spiel von Kraft, Saft, Wärme, Frische und der Mineralität verleiht dem Wein eine faszinierende Spannung mit erotischer Ausstrahlung. Ich fühle mich bei diesem Wein an die Rhône versetzt, denn der Wein ist für mich ein Côte-Rôtie aus Spanien und das zu einem sensationell günstigen Kurs. 96 Punkte, hier für unter 20 €/Flasche zu haben.

Ein kleiner Auszug von Bewertungen:

Papa Luna 2007 – 90 Punkte (Robert Parker/Wine Advocate #181)
Manga del Brujo 2007 – 91 Punkte (Robert Parker/Wine Advocate #181)
Dos Dedos de Frente 2009 – 92 Punkte (Robert Parker/Wine Advocate #195)
El Puno Tinto 2009 – 91 Punkte (Robert Parker/Wine Advocate #195)
El Puno Viognier 2009 – 90 Punkte (Robert Parker/Wine Advocate #195)
3000 Anos 2006 – 93 Punkte (Robert Parker/Wine Advocate #175)

Papa Luna 2011 – 91 Punkte und Best Buy im Falstaff
Dos Dedos de Frente 2009 – 92 Punkte im Falstaff
Dos Dedos de Frente 2010 – 94 Punkte im Falstaff
Dos Dedos de Frente 2010 – 94 Punkte von Captain Cork

Bei Captain Cork in der Videoverkostung.